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02/23

Decentralized Sustainability

"Blockchain & Web3.0 für eine nachhaltige Zukunft"

Decentralized Sustainability

In den letzten Jahren hat der positive Einfluss von Blockchain auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewonnen. Neben der Kritik des enormen Energieverbrauchs gab es auch Entwicklungen, die die positiven Auswirkungen von Blockchain-Technologien in verschiedenen Sektoren und Branchen fördern. Diese Entwicklungen zielen darauf ab, Blockchain- und Web3-Anwendungen als Tool für eine nachhaltige Zukunft zu etablieren. Eine wachsende Zahl von Initiativen bietet Anreize für umweltfreundlichere Produktion, verbessertes Supply-Chain-Management und Prozessoptimierungen.

Vor diesem Hintergrund veranstalteten Berlin Partner, vertreten durch das Cluster IKT, und BerChain in Zusammenarbeit mit der Dutch Blockchain Coalition und der Niederländischen Botschaft am 1. Dezember 2022 im Impact Hub Berlin das Decentralized Sustainability Event. Um euch einen Einblick zu geben, wie Synergien geschaffen und unsere Gesellschaft sowie Wirtschaft in Bezug auf Lieferketten, Mobilität, Ressourcen- und Energienutzung transformiert werden können, schauen wir auf die Rolle von Blockchain & Web3 für eine nachhaltigere Zukunft.

Von DeFi zu ReFi - Die positiven Auswirkungen von Blockchain

Blockchain-basierte Anwendungen haben eindeutig das Potenzial, an einer nachhaltigeren Zukunft mitzuwirken –- sowohl mit Hilfe von Blockchain-basierten Technologien, als auch in spezifischen Anwendungsfällen, wie der Nutzung in lokalen Communities. Initiativen mit positiven Auswirkungen, zum Beispiel in Bezug auf die Transparenz und Verfolgung von Lieferketten, Gemeinschaftswährungen, sicheren digitalen Identitäten, Grundbuchämter oder der Landwirtschaft, sind zwar noch recht neu, aber bereits sehr wichtig für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft. 

Während Blockchain-Anwendungen, die Krypto und Token für Spenden, Philanthropie, Bildung oder Gemeinschaftswährungen nutzen, bereits erfolgreich etabliert sind und angewendet werden, schafft es nur rund ein Drittel der oben genannten neuen Businessmodelle über die Anfangsphase ihrer Gründung hinaus zu bestehen. Dies liegt an den tiefergreifenden Anpassungsherausforderungen sowie an der Interoperabilität, der Nutzer:inerfahrung, dem Mangel an Expertinnen und Entwickler:innen, dem Zugang zu Kapital, der Zeit bis zur Skalierung und dem meist hohen Energieverbrauch. Nichtsdestotrotz kann die Bewegung zur Umwandlung von DeFi (Decentralized Finance) in ReFi (Regenerative Finance) von zahlreichen Unternehmen und Kollektiven beobachtet werden, wie zum Beispiel dem Celo Climate Collective. Es hat sich zum Ziel gesetzt, einen vertrauenswürdigen Markt für hochwertige, digitale Umweltgüter aufzubauen.

ReFi zielt darauf ab, regenerative Prinzipien dort anzuwenden, wo der Markt bei der Koordination solcher versagt. Und in der Tat steckt der Markt für gemeinnützige Blockchain-Anwendungen noch in den Kinderschuhen. Alle Projekte innerhalb des ReFi-Ökosystems sind miteinander verbunden und werden mit Interoperabilitätsprotokollen und einer klaren Steuerung zum gegenseitigen Nutzen aufgebaut. ReFi ist ein Katalysator dafür, was Web3 und Nachhaltigkeit zusammen sein und bedeuten können. Zusätzlich erwähnt Lucas Zaehringer, Gründer von Positive Blockchain.io: “Bei der Entwicklung von Lösungen müssen wir berücksichtigen, dass es nicht nur um Nachhaltigkeit geht, sondern auch um verschiedene wirtschaftliche Konzepte."

Es gibt bereits gute Beispiele für Projekte wie den UNICEF Innovation Fund for Blockchain Startups, der in neue Geschäftsideen investiert, um Bereiche wie Bildung, Krypto-Spenden für gemeinnützige Organisationen, die Entwicklung nachhaltiger und effizienter Geschäftsideen und die Stärkung der Blockchain-Community zu unterstützen. Schauen wir uns einen dieser neuen Ansätze in Bezug auf Nachhaltigkeit und Green Energy einmal genauer an.

 

Die dezentrale Zukunft von Energie und Mobilität

Mit steigenden Anteilen (geschätzte +80% bis zum Jahr 2030) und der Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien stehen unsere Länder und Kommunen vor einer neuen Herausforderung. Die unbeständige Verfügbarkeit von z.B. Wind- und Solarenergien sowie deren Speichermöglichkeiten führt zu einer größeren Fluktuation bei Energieversorger:innen und somit Instabilität in unseren Stromnetzen. Um diesem Effekt vorzubeugen, müssen effizientere Energiespeicher und -zugänge gefunden werden.

BloXmove bietet Lösungen für den Mobilitätssektor an, die der Identifizierung, Verifizierung und Dokumentation grüner Energiequellen dienen. Zudem ermöglicht die Dokumentation von Energieflüssen und natürlich die direkte Verbindung zwischen Geräten ihren Pro-Sument:innen und Unternehmen die Möglichkeit zum Austausch und zur Automatisierung von Transaktionen.

Dayon Elings, Specialist Business Development & Energy Account Manager bei bloXmove, präsentierte seinen Showcase eines Web3-Lösungsanbieters. Ziel bei der Entwicklung war die Bereitstellung einer weltweit dezentralen und kollaborativen Mobilitätsallianz. Das Konzept wurde ursprünglich in der Daimler Mobility Blockchain Factory (jetzt Mercedes Benz Group) mit Hilfe von Spherity (einem deutschen Blockchain-Unternehmen), Riddle&Code (ein produktorientiertes Dienstleistungsunternehmen für Web3-Anwendungen) und 51nodes (unterstützt digitale und disruptive Innovationen mit Open-Source-Blockchain-Technologie) inkubiert. Im Jahr 2021 hat die Daimler Mobility AG die neue Software-Lizenz erfolgreich vergeben und bloXmove konnte seine Open-Mobility-Blockchain-Plattform weiterentwickeln. Ein Blick auf das Jahr 2030 zeigt, dass der potenzielle Markt durch flexible Speicherdienste im Energiesektor bis auf 21 Milliarden Euro anwachsen könnte. Mit diesem Ziel vor Augen entwickeln sie weitere Pilotprojekte und Anwendungen, um grüne Energien im Mobilitätssektor zu verbessern und herauszufordern. Mehr über die bloXmove-Projekte erfahrt ihr hier: https://bloxmove.com/

Die Herausforderungen einer umweltfreundlicheren Energieversorgung bleiben nach wie vor groß. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Anreize zu schaffen und das Nutzer:inverhalten von Unternehmen und Menschen zu beeinflussen. Um eine langfristige Lösung zur Verbesserung und Steigerung der Energieeffizienz zu finden, wurde EnergieKnip (BlockchainLab Drenthe) erfunden. Die App sammelt das Verbraucherverhalten von Einwohner:innen und schärft das Bewusstsein durch zweckgebundenes Guthaben (digitale Coins) für Energiesparmaßnahmen. Die anonym gesammelten Daten können zur Erstellung und Auswertung relevanter Heatmaps genutzt und für zukünftige Kampagnen und Optimierung freigegeben werden. App-Nutzer:innen können durch die Beantwortung vordefinierter Fragen Punkte sammeln und diese in lokalen Baumärkten einlösen. Einwohner:innen, Gemeinden, lokale Einzelhändler:innen und unsere Umwelt können von diesem Projekt profitieren, das derzeit das größte staatliche Blockchain-Projekt in den Niederlanden ist. Das Konzept ist auf auch auf viele andere Branchen anwendbar, z. B. im Tourismus, im Gesundheitswesen oder im öffentlichen Verkehr. 

Alle Information zum Projekt gibt es hier: https://energieknip.nl/

Ein Blick in die Zukunft

Angesichts der vielen Initiativen und Projekte, die bereits existieren und in verschiedenen Bereichen angewandt werden, um den Wandel hin zu einer grüneren Zukunft auf vernetzte, dezentralisierte Weise zu vollziehen, sollten wir einen genaueren Blick auf das Supply Chain Management werfen. Ziel ist es, mit Hilfe von staatlichen Institutionen und fähigen Expert:innen Standards und Lösungen zu schaffen, um in der nahen Zukunft der Blockchain ein noch besseres und nachhaltigeres Ökosystem zu schaffen.

Simone Andrae, CEO und Gründerin von betterECO, sieht weiterhin Raum für Verbesserungen, wenn es darum geht, mit Unternehmen zu kooperieren und sie auf einer international übergreifenden Ebene zusammenzubringen.

"Wir benötigen die richtigen Ressourcen, vor allem Branchen-Expert:innen und natürlich die benötigten Investments um die bestehende Nachfrage auf allen Seiten zu bewältigen und unsere Innovationskraft beizubehalten.”

Ein weiterer Aspekt im Blick auf die Anwendbarkeit ist die Validierung von Blockchain-Technologien und -Produkten hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit. Die Parameter für die Auswirkungen eines Produkts sowie die allgemeine Definition von Nachhaltigkeit sind weiterhin schwer zu betiteln und müssen vorab geregelt werden.

"Wir brauchen eine eindeutige Definition von Nachhaltigkeit und müssen uns die Technologien genauer ansehen, mit denen wir die Ergebnisse wirklich messen und beurteilen können. Es liegt noch ein langer Weg vor uns, aber es ist der Richtigen", sagt Andrae.

Die oben genannten Definitionen und Parameter sind jedoch nicht nur für das Ökosystem relevant: Bei der Entscheidung über die Anwendbarkeit von Blockchain im eigenen Geschäftsmodell sollten Unternehmen sorgfältig prüfen, ob die Anwendbarkeit von Blockchain überhaupt effektiv zu einer nachhaltigeren Arbeitsweise beitragen kann. 

Um dieses übergeordnete Ziel zu erreichen, ist es daher ebenso wichtig, die Zusammenarbeit von Unternehmen zu fördern und Symbiosen zu bilden, die voneinander profitieren. Nur so werden wir in der Lage sein, das Innovationstempo, das die Branche in den letzten Jahren an den Tag gelegt hat, beizubehalten.

Die Key Learnings des Events zeigen einige großartige Initiativen auf., die in den Bereichen Mobilität, Energie, Datenanalyse oder Supply Chain einen nachhaltigen Beitrag leisten können oder dies bereits tun. Die Herausforderungen bestehen darin, sich auf die erforderlichen Maßnahmen zwischen dem privaten Sektor, Tech-Companies und den staatlichen Institutionen zu konzentrieren. Nur wenn wir die Rolle unserer Regierung, das Niveau verfügbarer Expert:innen und den Zugang zu den notwendigen finanziellen Mitteln bieten können, werden wir in der Lage sein, Prozesse mit Hilfe von Blockchain-Anwendungen zu dezentralisieren, standardisieren und den Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu ebnen. Wenn die Voraussetzungen dafür geschaffen sind, können die beschriebenen Businessmodelle und Anwendung aktiv zum Wohle der Umwelt und darüber hinaus auch unseren (lokalen) Communities zugutekommen.

Einen ausführlichen Rückblick auf alle Panels und Vorträge des Events zu Decentralized Sustainability finden Sie auf YouTube.

 

 

Quellen:

Stories & Use Cases

09/24
Web3 trifft auf KI auf der 9. Blockch[AI]n@HTW Conference

Q&A mit Prof. Dr.-Ing. Katarina Krüger, Izzat-Begum Rajan und Marleen Krüger.

© Midjourney
07/24
IDunion: Sichere Identitätsverwaltung für Personen, Produkte und Organisationen

Ende 2024 läuft das durch das Bundeswirtschaftsministerium geförderte Forschungsprojekt IDunion aus.

03/24
The History of Blockchain in Berlin

Was die Hauptstadt zum international gefragten Hub für die Blockchain-Community machte. Eine Retrospektive.