Bereits im letzten Jahr bewies die Blockchain-in-use Conference eindrücklich, wie breit und vielfältig die Use Cases im Blockchain-Bereich sind. Auch in diesem Jahr hat die vom Berliner Netzwerk BerChain und von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie organisierte Konferenz wieder einiges in petto: Vom 29.11. bis zum 3.12. können sich ab sofort alle Blockchain-Begeisterten und solche, die es werden wollen, für die Slots der fünf-tägigen Online-Konferenz anmelden. Folgende Slots finden statt:
Blockchain in Use Track – Self Sovereign Identity am 29.11.
Blockchain in Use Track – Decentralized Finance am 30.11.
Blockchain in Use Track – Non-Fungible Token am 1.12.
Blockchain in Use Track – Public Administration am 2.12.
Blockchain in Use Track – Sustainabilty am 3.12.
Zur Vorbereitung auf die diesjährige Konferenz werfen wir einen Blick zurück auf das letzte Jahr und sprechen mit einigen der Expert*innen aus den verschiedenen Tracks sowie den Organisator*innen.
Den Anfang macht Prof. Dr.-Ing. Katarina Adam. Sie unterrichtet an der HTW Berlin im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Investition & Finanzierung, Controlling, ABWL sowie in Projektgruppen Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie. Als Mitglied im Vorstand Bundesverband Blockchain engagiert sie sich mitunter ebenfalls. Sie war Teil des IoT-Tracks der Blockchain-in-use conference.
- Auf der Blockchain-in-use conference 2020 waren Sie Teil des IoT-Tracks. Worin bestanden Ihre wichtigsten Erkenntnisse aus der Diskussionsrunde, die Sie mit Dr. Stephan Noller, Marcus Jones und Dr. Carsten Stöcker hatten?
Die Reife der Anwendungsfälle der von den Teilnehmern der Paneldiskussion vertretenen jeweiligen Unternehmen. Digitale Zwillinge, ständig wachsende Datenmengen und die kontinuierlich zunehmenden Anforderungen an die sichere Speicherung relevanter Daten zeigen, dass gründlich über Blockchain-Lösungen nachgedacht und an Modelllösungen gearbeitet werden muss, die später von anderen Unternehmen/Industriebranchen verwendet werden können.
2. Welche Anwendungen sind Ihrer Meinung nach zurzeit im Blockchain-Bereich in Zusammenhang mit IoT am vielversprechendsten? Welche der für Sie dabei herausragenden Anwendungen haben Sie auf der Konferenz besprochen?
Die Vernetzung und eventuell auch die Zusammenführung von Blockchain – IoT und Cybersicherheit. Dr. Stephan Noller führte dabei sehr interessante Beispiele wie den Hackerangriff eines Wasserwerks an, bei dem ein Lösegeld gezahlt werden sollte, andernfalls würden die von diesem Wasserwerk versorgten Einwohner vergiftet werden, weil die Hacker die gesamte Hardware und Software steuerten.
3. Was macht die BerChain-Konferenz für Sie so besonders?
Neben den guten Rednern die Diversitätsveranschaulichung: Man kann sich über fünf sehr wichtige Bereiche informieren und Gedanken mit hoch angesehenen Rednern austauschen. Praktische und theoretische Einblicke aus eigenen Erfahrungen! Einfach fantastisch!!
Bruce Pon ist der Gründer von BigchainDB und Ocean Protocol, Blockchain-Startups, die sich seit 2013 darauf konzentrieren, Daten und KI zusammenzubringen. Er war Teil mehrerer Blockchain-Kurse als Gastexperte. Auf der Blockchain-in-use conference nahm 2020 er als Experte im Mobility-Track teil.
- Hallo Bruce! Du hast dein Know-how für Blockchain in Mobilität auf der Blockchain-in-use conference im letzten Jahr geteilt. Was hast du aus der Paneldiskussion mitgenommen? Was ist dein persönlicher „Killer Use Case” für Blockchain in der Mobilität?
Was ich persönlich mitgenommen habe:
1. Die Unterstützung seitens der EU und Berlin Partner sowie die Früchte, die die Förder- und Investitionsprogramme abwerfen. Die Blockchain-Datenbank BigchainDB und Ocean Protocol würden ohne die frühzeitige Unterstützung der Regierung nicht existieren.
2. Blockchain-Innovation entwickelt sich sehr viel schneller, als die Blockchain-Technologie von Unternehmen umgesetzt wird. Diese Entwicklungsgeschwindigkeit ermöglicht es neu gegründeten Unternehmen, vorhandene Vorgängerunternehmen möglicherweise zu überholen und zu durchbrechen.
3. Die Einführung von Blockchain in den Mobilitätssektor wird komplex, lange und schwierig sein – sie wird aber als ein Alleinstellungsmerkmal dienen, wenn Deutschland als erstes Land auf Blockchain basierende Zahlungs- und Datenaustauschsysteme einsetzen kann.
Der „Killer Use Case“ für Blockchain ist der Datenaustausch unter Mobilitätsunternehmen, die Echtzeit-Informationen für effizientere Betriebsabläufe, Kundendienst und Geschäftseinblicke benötigen. Je eher diese Unternehmen ihre Daten sicher und gefahrlos eröffnen können, umso früher können sie Nutzen daraus ziehen.
Stani Kulechov ist Gründer und Geschäftsführer des DeFi-Protokoll Aave, einem dezentralisierten, open source und frei verfügbaren Protokoll zur Schaffung von Geldmärkten auf Ethereum. Als absoluter Experte in dem Bereich war Stani Teil des Finance-Tracks der Blockchain-in-use conference.
1. Stani, du warst Teil des Finance Tracks der Blockchain-in-use conference 2020. Was hast du von der Paneldiskussion mitgenommen?
Die Finanzdienst-Paneldiskussion der Blockchain-in-use conference hat mir wirklich gut gefallen. Es war interessant für mich zu erörtern, wie eine Brücke zwischen dezentralisiertem Finanzwesen und der FinTech-Welt geschlagen wird, die uns näher an eine massenhafte Akzeptanz bei Finanzdiensten bringt. Für mich liegt die Zukunft des Finanzwesens darin, dass man wirklich aussuchen kann, wie das Finanzwesen für einen aussehen soll. Man braucht dabei nicht nur unter einer begrenzten Anzahl an Banken zu wählen und der gewählten Bank treu zu bleiben, sondern man hat wirklich mehr Möglichkeiten und Zugang zu unterschiedlichen Finanztools und -diensten, und es gibt in diesem Bereich so viele innovative Anwendungsfälle.
Als Organisatoren der Blockchain-in-use conference freuen sich Silvan Jongerius (BerChain) und Amira Gutmann-Trieb (Berlin Partner) besonders über die vielen Anwendungsfälle, die in den vier Tagen diskutiert wurden. Wie blicken sie darauf zurück und was fanden sie selbst am spannendsten?
1. Amira, du hast die Konferenz zusammen mit Berlin Partner und BerChain organisiert. Welche Blockchain-Anwendungsfälle, die auf der Konferenz erörtert wurden, findest du persönlich am besten und auch vielversprechendsten?
Die gemeinsame Organisation zusammen mit BerChain als einem starken Partner der Blockchain-Community hier in Berlin hat diese Konferenz zu einer so faszinierenden Veranstaltung gemacht, Berlin ist quasi Europas Blockchain-Kapitol. Wir wollten für die Blockchain-/DT-Technologie fünf Anwendungsstrecken aufzeigen, und dies ist uns gelungen. Die ungewöhnlichste Anwendungstrecke war Blockchain in der öffentlichen Verwaltung.
2. Und wie sieht es mit dir aus, Silvan? Hast du eine persönliche Präferenz?
Die IoT-bezogenen Anwendungsfälle liegen mir wirklich sehr am Herzen, weil Datensicherheit ein so wichtiges Element ist, und Blockchain kann bei der Sicherung der Daten angeschlossener Geräte eine größere Rolle spielen. Ich betreibe eine Datenschutz-Beratungsfirma für Deep Tech, und im IoT gibt es so viele Probleme, die mit Hilfe von Blockchain gelöst werden können.
Darüber hinaus begeistern mich wirklich die Anwendungsfälle im Finanzdienst und insbesondere die, die benachteiligten Gruppen den Zugang in den allgemeinen Finanzbereich ermöglichen, sei es Aktienhandel, Wertaustausch oder Finanzgeschäfte. Es ist äußerst wichtig, Chancengleichheit zu erzielen und ein eingebundenes Finanzökosystem aufzubauen, wobei Blockchain eine große Rolle spielen kann.
3. Wodurch wird die Konferenz für dich so besonders, Amira?
Die Konferenz unterstreicht die Stärke des Blockhain-Ökosystems in Berlin. Unsere Community ist aktiv, treibt die Technologie voran, und es gibt Wachstum in neuen Anwendungsbereichen. Die Konferenz spiegelte dieses Wachstum wider. Ich erwähnte die Anwendungsstrecke in der öffentlichen Verwaltung; der Anwendungsfall „Digitalisierung von Zeugnissen unter Blockchain-Verwendung“ zeigt den Fortschritt der Digitalisierung im öffentlichen Sektor auf. Das Projekt betont den bedeutenden Schritt, der in der Verwaltung über die Planung hinaus für Digitalisierung bis hin zum aktuellen Einsatz innovativer Technologien durch den Ausbau digitalisierter Zeugnisse in Berlins Schulen gemacht wird.
4. Ihr habt die Konferenz im Handumdrehen zu einer Online-Alternative gemacht. Worin liegen die Vorteile einer Online-/Hybridkonferenz gegenüber einer Live-Konferenz, Silvan?
Zwar ist es schade, dass wir nicht die Möglichkeit hatten, eine große Präsenz-Konferenz durchzuführen, doch war die Beteiligung wirklich gut, und durch das Online-/Hybridformat der Konferenz konnten wir eine weitaus breiter angelegte Zuhörerschaft auch außerhalb Berlins und sogar außerhalb Deutschlands ansprechen. Wir hatten Redner und Gäste aus vielen Ländern, und dies reicherte vielfältigere und interessante Diskussionen an. Aus organisatorischer Sicht war die Konferenz in dieser Form zudem auch einfacher; so brauchten wir keine Redner einzufliegen und physische Elemente für vier dieser fünf Tage zu organisieren, und die Kapazität für die Online-Plattform war nahezu unbegrenzt.
5. Die Blockchain-in-use conference bringt sowohl Blockchain-Expert*innen als auch Expert*innen aus den unterschiedlichen Anwendungsbereichen zusammen. Worin besteht der Vorteil, konzentriertes Know-how auf einer einzigen Konferenz zusammenzubringen, Amira?
Wenn eine neue Technologie in unterschiedlichen Märkten angewandt wird, tritt neues Wissen zu Tage, und es entsteht neues Know-how. Durch das Zusammenbringen von Expert*innen unterschiedlicher Bereiche, die sich bei ihrer alltäglichen Arbeit vielleicht nicht begegnen würden, entsteht die Möglichkeit zum Austausch dieses Fachwissens. Dies wird liebevoll auch „Fremdbestäubung“ genannt und ist eine der besten Gelegenheiten für Innovation und Wachstum. Wir haben diese Interaktion durch die Konferenz mit der Hoffnung auf eine Weiterführung dieses Austausches auch über die Konferenz hinaus initiiert.
Das Teaser-Video zur letzten Konferenz könnt ihr euch hier anschauen: